Übersaaten eher im Herbst

Hanspeter Hug empfiehlt grundsätzlich keine Übersaaten im Frühling, wegen hohem Konkurrenzdruck durch bestehende Gräser und Gefahr von Vertrocknung und Hitzestress. Besser sei im Herbst (August – Oktober) wenn das bestehende Gras nicht mehr so stark wächst. Nur bei grossflächigen (Mäuse-)Schäden sollte eine Übersaat im Frühling erfolgen.

Für eine erfolgreiche Übersaat sollte Folgendes berücksichtigt werden:

  • Alter Bestand muss Lücken haben: vorgängig striegeln
  • Kurzer alter Wiesenbestand: vorgängig überweiden oder mähen
  • Drillsaat: Saatgut muss im Boden abgelegt werden
  • Nach dem Säen walzen
  • Übersaat im Frühling: sobald Bodenbedingungen stimmen übersäen
  • Striegel- Walzenkombination: Nur in Beständen ohne Filzgras und Moos einsetzen. Ansonsten wird ausgestriegeltes Pflanzenmaterial wieder angewalzt und wächst weiter.

Nach Übersaat Schnittnutzung anpassen!

Gemäss Hanspeter Hug sei der häufigste und grösste Fehler bei Übersaaten, dass anschliessend die Bewirtschaftung bezüglich Schnittintervall nicht angepasst werde. Man müsse sich immer überlegen, dass der bestehende Wiesenbestand die Neuansaat konkurriere.

Schnittintervall verkürzen

Nach Übersaaten muss das Schnittintervall verkürzt werden. Sobald der bestehende Bestand zuwächst, hat die Übersaat zu wenig Licht und erstickt. Spätestens zu diesem Zeitpunkt muss gemäht werden. Nach Übersaaten im Frühling sollte man also nicht heuen.

Kein Stickstoff

Zur Übersaat sollte man keinen Stickstoff düngen, um nicht den bestehenden Bestand noch mehr zu fördern und die Übersaat zu konkurrieren.


Striegeln

Der Striegel ist das wichtigste Arbeitsgerät im Grünland. Er vereint mehrere Funktionen:

  • Altgras herauskämmen
  • Grasnarbe entfilzen und durchlüften
  • Bestockung anregen
  • Unkräuter ausreissen
  • Platz für Nachsaat schaffen
  • Boden ausebnen und Kuhfladen verteilen

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Sobald die Vegetation begonnen hat, der Boden abgetrocknet ist und in nächster Zeit keine Frostnächte mehr anstehen, kann gestriegelt werden. Nicht zu hohes Gras striegeln. Es gibt Grünlandstriegel und Wiesenschleppen. Wiesenschleppen eignen sich vor allem zum Verteilen von Erdhaufen von Wühlmäusen. Die Fahrgeschwindigkeit muss je nach Technik angepasst werden.

Wiesenschleppe: 6 – 10 km/h

Striegel: 10 – 12 km/h


Walzen

Ob ein Walzen im Frühjahr erforderlich ist, hängt vom vergangenen Winter ab. Wechsel- oder Dauerfröste sowie Staunässe führen zu Auswinterungsschäden. Ein Walzdurchgang stellt den Bodenschluss wieder her.

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Wichtig ist, nur trockene Böden zu walzen und nicht zu schnell zu fahren:

Glatt- oder Gliederwalze: 5 km/h


Ausläufer-Straussgras bekämpfen

Das Ausläufer-Straussgras bildet mit oberirdischen Ausläufern einen dichten Filzbestand. Es ist zunehmend auch auf Weiden anzutreffen.Die Hauptursache sind übernutzte Weiden ohne Mähnutzung. Das Ausläufer-Straussgras wird nicht gerne gefressen, weil beim Abbeissen die sehr muffig riechenden Ausläufer abgerissen werden.

Früher erster Schnitt, später zweiter Schnitt

Das Ausläufer-Straussgras sollte nicht gemulcht werden. Besser den ersten Schnitt weiden oder zeitig mähen, dann den zweiten Aufwuchs als spätes Dürrfutter nutzen. So «erstickt» das niedrig wachsende Ausläufer-Straussgras aufgrund von Licht-Konkurrenz durch Futtergräser. Also besser eine Mäh-Weidenutzung praktizieren als eine reine Weidenutzung.

Hier geht es zum Merkblatt über Unkräuter und Ungräser in Naturwiesen, von der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Futterbaus AGFF.


Problemunkraut Borstenhirse

Die Hirsenproblematik in Wiesenbeständen nimmt enorm zu – auch weil die Art als C4-Pflanze mit Trockenheit und Hitze gut zurecht kommt. Kühe verschmähen die Hirse. Hauptgrund für die Problematik ist die Übernutzung der Wiesenbestände. Durch häufiges Mähen werden horstbildende Gräser wie Italienisches Raigras und Knaulgras zurückgedrängt, weil sich diese nur über Samen vermehren können. Sie hinterlassen Lücken und bieten beste Bedingungen für die Ausbreitung der Borstenhirse.

Häufiges Mähen erwärmt Böden

Weder die chemische Bekämpfung noch häufiges Mähen bringen etwas. Die Borstenhirse hat einen zu grossen Samenvorrat. Hanspeter Hug gibt zu bedenken, dass durch häufiges Schneiden viel Licht an den Boden kommt und dadurch die Böden stärker erwärmen. Das fördert die wärmeliebende Borstenhirse.

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2. Schnitt versamen lassen

Besser den Bestand früh andüngen, um bestehenden gewünschten Bestand zu fördern und einen verfrühten ersten Schnitt nutzen. Dann den zweiten Schnitt versamen lassen, weil dann vor allem gute Futterpflanzen Samen bilden. Nach dem zweiten Dürrfutterschnitt striegeln, damit die Ausfallsamen von erwünschten Futterpflanzen in den Boden kommen.


Weide-Geilstellen mulchen?

Das Mulchen von Geilstellen ist kontraproduktiv:

  1. Geilstellen mit guten Futterpflanzen wandern im Laufe der Saison, weil sie später noch gefressen werden. Deshalb sollte man Geilstellen mit guten Futterpflanzen stehen lassen.
  2. Mulcht man Geilstellen mit schlechten Futterpflanzen, dann verhindert der muffige Mulch ein Abfressen der Stellen, wodurch sich Ungräser wie Rohrschwingel, Knaulgras, Quecke und Straussgras verbreiten.

Deshalb sollte man besser mähen und das Schnittgut abräumen oder trocknen.


Mäuse bekämpfen

Mäuse können erhebliche Schäden im Wiesenbestand verursachen. Agroscope-Auswertungen haben ergeben, dass eine Wühlmaus durchschnittliche Schäden in Höhe von 5 Franken verursacht. Mäuse bekämpfen lohnt sich also.

Einen ausführlichen Artikel von «die grüne» zur Mäusebekämpfung finden Sie hier.

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Quellen
- Zeitschrift «Milchpraxis» 1/2024
- Interview mit Hanspeter Hug, Futterbau-Berater Strickhof